Der Ursprung des serbischen Ethnonationalismus im ehemaligen Jugoslawien in der Form einer Denkschrift?
Im Jahre 1986 setzte sich eine Gruppe Intellektueller und Akademiker aus diversen Disziplinen der Wissenschaft und Kunst zusammen, um eine Denkschrift, ein sogenanntes Memorandum, zu verfassen, dass einer ganzen Region und einer ganzen Republik einen heftigen Schlag versetzten sollte. Durch die damit einhergehende Profilierung der beteiligten Verfasser dieser Denkschrift, sollten längst dringende gesellschaftliche Themen zur Aussprache kommen.

Foto von Seite 70 Memorandum SANU, 1986
Die darin jedoch einseitige Darstellung verleitete die Teilrepubliken des Vielvölkerstaates, wie es die damalige soziale und föderale Republik Jugoslawien (SFRJ) war, auch zu einer stark einseitigen ethnisch-nationalen Einstellung. Es entwickelten sich neue Ideen auf seit den 1980er Jahren hin bestehenden politischen und wirtschaftlich Problemen (z.B. die versäumte Nachfolgeregelung oder die hohe Auslandsverschuldung der Republik). Die Ideen wurden weiter mit noch älteren historischen Begebenheiten des Öfteren argumentativ verzerrt beleuchtet. Das mit dieser kulturell-objektiven nationalistischen Art verfasste SANU-Memorandum, welches auf objektiv gegebene Eigenschaften der ethnischen Zugehörigkeit verweis, wurde mit wissenschaftlichen Tatsachen dargestellt. Nur, um die eigene und einseitige Darstellung, wie auch Einstellung weiterhin vertreten zu können. Diese wissenschaftlichen Dar- und Einstellungen in dieser Denkschrift galt dementsprechend als ein Verhärtungsgrund der Völker in dem Vielvölkerstaat. Für Horkheimer galt diese wissenschaftlich untermauerte Argumentation als ein Kernelement des Ethnonationalismus der 1980er Jahre. Ein Kernelement, dass auch die Republik Jugoslawiens ab den 1980er Jahren erfuhr (vgl. Stefanov 2011: 21). Damit verbunden gilt auch die unausweichlich lange Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen, die als die Jugoslawienkriegen bekannt wurden. Diese fast Jahrzehnte lang andauernde kriegerische Auseinandersetzung ab den 1990er Jahren, verwandelte den geistig, wissenschaftlich formulierten Schlag der Denkschrift in eine Physische.
Diese Seminararbeit fokussiert sich auf die Herkunft des serbischen Ethnonationalismus am Beispiel des SANU-Memorandums von 1986 mit einer qualitativen Inhaltsanalyse mit dem Statistikprogramm R (distant reading) und einer Kombination einer klassischen qualitativen Inhaltsanalyse (close reading).
Das Originaldokument
Comments